Glossar
Abend.
Der Abend gilt seit jeher neben dem Morgen als Angelpunkt des Tages. Nach vollbrachter Arbeit
kommt der Mensch zur Ruhe, widmet sich der Erholung.
In biblischer überlieferung gilt der Abend einerseits als Tagesende, andererseits als Beginn
des folgenden Tags und drittens als übergang:
Aus der Nacht wird der neue Tag geboren (vgl. Schöpfungsbericht Gen 1: "Es wurde Abend,
es wurde Morgen"). Am Abend legt der Mensch sein Tagewerk in Gottes Hände zurück eingedenk
seiner Endlichkeit - der Abend ist Zeit der Heimkehr der Verirrten, der Sammlung (vgl.
Mk 1: am Abend brachte man die Kranken und Besessenen zu Jesus, Mk 4: am Abend legt sich der
Sturm auf Jesu Wort hin). Jesu übergang vom Tod zum Leben liegt der biblischen überlieferung nach in der Nacht
(Joh 19,42;
20,1 sowie
Mk 15,42ff
und par). Auch die Rettung Israels am Schilfmeer ereignete sich in der Nacht (vgl.
Ex 14,20.24ff).
Gemäß jüdischer überlieferung ist der Vorabend vor Sonntagen und Hochfesten liturgisch bereits der
Beginn des Sonntags bzw. des Hochfestes.
Antiphon. (gr. "entgegentönend, antwortend")
Im engeren Sinne bezeichnet Antiphon im Gregorianischen Choral einen Kehrvers oder Refrain,
der Verse eines Psalms oder eines anderen Canticums einrahmt. Die Antiphon wird in der Tagzeitenliturgie
in der Regel vor einem Psalm /
Canticum und danach, ggf. auch nach mehreren Versen wiederholt.
Der Text der Anitphon ist entweder dem Psalm / Canticum entnommen oder hat einen freien Text,
passend zum Kirchenjahr oder Tagesfest.
Die sog. O-Antiphonen in den letzten sieben Tagen vor
Weihnachten haben besondere Bekanntheit erlangt,
da sie Anrufungen Jesu Christi darstellen, die auf die messianischen Titel im Alten Testament zurückgreifen.
Sie werden in der Vesper zum Magnificat verwendet sowie als Halleluja-Vers vor dem Tagesevangelium.
Antiphonale.
Ausgehend von der namengebenden Antiphon ist es ein Gesangbuch,
das die Texte und Melodien aller Gesänge des Stundengebets enthält - also Antiphonen, die zugehörigen
Psalmen, Responsorien und
Hymnen.
Antiphonisch. (gr., hier in der Bedeutung "gegenchörig", "antwortend")
Eine der drei möglichen Vortragsarten von Psalmen. Beim antiphonischen
Psalmenvortrag werden die einzelnen Psalmverse abwechselnd von zwei Chören vorgetragen. Es ist die verbreitetste
Vortragsart im Stundengebet.
Das Monastische Stundenbuch der Benediktiner
im deutschen Sprachraum kennt diese Vortragsart als "gegenchörig",
wohingegen der Begriff "antiphonarisch" für die Vortragsart steht, bei der die Antiphon nach bestimmten Versen
wiederholt wird (wie beispielsweise beim Invitatorium).
Weitere Vortragsarten sind gemäß AES 122 der Vortrag
"in directum" und "responsorial".
Asteriscus. (gr./lat.
"asterískos"/"άστερίσκος" = "Sternchen")
Der Asteriscus steht in der Mitte eines Psalmverses und teilt ihn. Er ist außerdem ein Zeichen des natürlichen
Atemholens. Im Psalmton erfolgt zu diesem Zeichen die Mittelkadenz.
Benedictus. (lat. "bene dicere" =
"Gutes sagen, preisen, segnen, danken")
Lateinisches Anfangswort des Lobgesangs des Zacharias (Vater Johannes' des Täufers) aus
Lk 1,68-79
bei der Beschneidung Johannes' des Täufers. Es ist eines der drei Cantica
aus dem Evangelium (neben Magnificat und
Nunc dimittis). Das Benedictus hat seinen Platz
seit vielen Jahrhunderten in den Laudes am Morgen und bildet
ihren Höhepunkt. Zum Benedictus steht man, und man kann während des Gesangs Weihrauch
einlegen sowie Altar, Zelebrant und Gemeinde inzensieren.
Brevier. Breviergebet. (lat. "brevis" = "kurz")
Dieser Begriff ist aus dem liturgischen Buch "Breviarium Romanum" eingedeutscht und bezeichnet zunächst das
liturgische Buch der römischen Tagzeitenliturgie,
das im Anschluss des Konzils von Trient von 1570 unter Papst Pius V. bis 1970 unter Papst Paul VI.
in Gebrauch war. Das Brevier war nicht für eine Gebetsgemeinschaft
vorgesehen, sondern als "Lesegebet" für den (klerikalen) Einzelbeter.
Die ersten Gemeinden kannten bereits eine Form von Versammlung zum Gebet in Form eines Tagzeitengebets
(vgl. hierzu auch die sog. Zwölfapostellehre) an den Werktagen. Am Sonntag stand stets das Herrenmahl im Vordergrund.
Das frühe Mönchtum kannte bereits das Psalmgebet - mitunter wurde der gesamte Psalter in einer Nacht rezitiert.
Diese beiden Wurzeln beeinflussten sich im Laufe der Zeit, so dass sich Gebetszeiten mit bestimmten Psalmen
herausbildeten. Hinzu kam im ausgehenden Mittelalter eine wechselseitige Beeinflussung von Mönchtum und klerikalem
Leben. Es kam zu einer Entwicklung, dass nicht mehr die Gemeinde oder die Mönche Träger des Tagzeitengebets waren,
sondern in der immer mehr die Kleriker Träger der Liturgie wurden - gleichsam als Stellvertreter.
So kam es dann auch, dass man den Klerikern die Tagzeitenliturgie als Pflicht (lat.
"Offizium") übertrug und die Vernachlässigung teilweise mit
schweren Strafen ahndete. Da aber der Klerus - anders als im Mönchtum - mit der
Gemeindesorge und vielfältigen anderen Aufgaben betraut war, blieb für das Breviergebet - erst recht nicht zu den
jeweiligen Tagzeiten - kaum Zeit, weshalb sich ein Trend durchsetzte, das Pflichtgebet mitunter für mehrere Tage im
voraus oder im Nachhinein zu passender Zeit zu "verrichten".
An den Kathedralkirchen (also an den "Bischofssitzen", gr. "Kathedra") bildete sich eine Art klösterliche
Lebensgemeinschaft der Kleriker aus (sog. "Kanoniker"). Kleriker, die nicht in einer solchen Gemeinschaft lebten oder
auf Reisen waren, gab man ein "Brevier" im Sinne einer kurzen Auflisten aller relevanten Breviertexte an die Hand.
Damit steht das Brevier für ein privates Gebet, dass stellvertetend für die Kirche aufgesagt und nach einer Art
Pensum abgearbeitet wird. Es ist in seinem Wesen völlig losgelöst von einem Tagzeitenverständnis und einer gemeindlichen
Versammlung.
Das Brevier wurde im Jahr 1911 durch Papst Pius X. erheblich verändert. 1970 wurde es durch die
"Liturgia Horarum", das
"Stundenbuch", abgelöst.
Bitten.
Teil der Laudes, vergleiche Preces.
Canticum. (lat. "canticum" = "Gesang")
Neben den "Preisungen", wie Martin Buber das Buch der Psalmen
nennt, die Gesänge Israels darstellen, kennt die Bibel außerhalb der "Preisungen"
noch weitere "Lieder", "Gesänge"; so zum Beispiel den Gesang des Mose nach dem Durchzug
durchs Rote Meer (Ex 15,1 ff.). Diese weiteren Gesänge haben neben den Psalmen ihren Platz
in der Tagzeitenliturgie gefunden.
In den Laudes steht stets an zweiter Stelle ein Canticum
aus dem Alten Testament, in der Vesper steht an dritter Stelle
jeweils ein Canticum aus dem Neuen Testament. Auch die drei Gesänge aus den Evangelien -
Magnificat, Benedictus
und Nunc dimittis - sind Cantica.
Chorgebet.
Der Begriff bezeichnet im engeren Sinn die in Ordens- oder Klerikergemeinschaften gemeinsam gefeierte
Tagzeitenliturgie. Im weiteren Sinne bezeichnet es jede in Gemeinschaft gefeierte
Tagzeitenliturgie.
Christuslob.
Hierbei handelt es sich um ein liturgisches Buch, dessen vollständiger Titel lautet: Christuslob
- Das Stundengebet in Gemeinschaft. Es ist vollständig zum Singen eingerichtet
(5-Linien-Notensystem), von der Deutschen Bischofskonferenz
approbiert und von der Kongregation für den Gottesdienst konfirmiert. Erwachsen aus einer "volkstümlichen"
Tagzeitenliturgie bzw. einem Sonder-"Offizium" von tätigen Frauenorden, ist es eine einfache Tagzeitenliturgie,
die an die Liturgia Horarum angelehnt ist (es übernahm zunächst die
dritte und vierte Woche des Vierwochenpsalters, inzwischen sind
auch die erste und zweite Woche mit aufgenommen). Es ist eine deutschsprachige Ausgabe ohne lateinische authentische
Vorlage und daher nur im deutschen Sprachraum verbreitet. Insbesondere franziskanische Orden, aber auch die
Vinzentinerinnen nutzen das Christuslob. Es gibt Sonderausgaben mit den Eigenfeiern der Franziskaner- und
Kapuzinerorden sowie eine mit den Eigenfeiern der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vizenz von Paul.
Das Christuslob ist ein vollständiges Stundenbuch, das den kompletten Jahreskreis, die geprägten Zeiten und
Gedenktage der Heiligen bietet. Es enthält die Laudes mit Invitatorium, Mittagshore, Vesper und Komplet; es fehlt die
Lesehore. Es bietet eine Auswahl an Antiphonen und Eigenttexte für die Heiligengedenktage.
Von Heinrich Rohr
maßgeblich mitgestaltet, kann man die Tagzeitenliturgie mit dem Christuslob vollständig singen, wie es ihrer Eigenart
entspricht.
Commune. (lat. "communis" = "allgemein")
Der Begriff bezeichnet gemeinsame (Propriums-)Texte für bestimmte Feiern, die keine eigenen
Propriumstexte haben. Die gegenwärtige
Tagzeitenliturgie "Liturgia Horarum" sieht Communia
(= Mehrzahl von "Commune") für folgende Feste und Gedenkfeiern vor (gerafft):
Kirchweihe
Maria
Apostel
Märtyrer
Hirten der Kirche
Kirchenlehrer
Jungfrauen
heilige Männer und Frauen,
einschließlich Ordensleute, Heilige der Nächstenliebe, Erzieher
Verstorbene
Dank.
Als grundlos geschaffenes und begrenztes Wesen weiß sich der Christ in der Hand Gottes und
bringt seine Anerkennung Gott gegenüber nicht nur in der Form des Lobes, sondern auch in der Form
des Dankes vor.
Doxologie. (gr. "doxa" = "Herrlichkeit, Ehre" und "logos" = "Wort, Rede")
Dieser Begriff bezeichnet das feierliche, oft gebetsabschließende Rühmen der Herrlichkeit Gottes. In der Tradition
sind mehrere Doxologien bekannt: die nach dem Vater unser
("Denn Dein ist das Reich ..."), das "Ehre sein dem Vater", das "Gloria", im Hochgebet das
"Durch ihn und mit ihm und in ihm ...", die Gebetsschlüsse ("Darum bitten wir durch ..."), auch das
"Te Deum" wird gelegentlich als Doxologie bezeichnet.
Im engeren Sinne des Stundengebets wird darunter das
"Ehre sei dem Vater" am Schluss der
Psalmen und im Responsorium
verstanden. Auch die Hymnen enden oft mit einer doxologischen Strophe.
Ehre sei dem Vater.
Schon in den frühen Formen des christlichen Psalmengebets bzw. der Tagzeitenliturgie wird es üblich,
Psalmen (und später auch Cantica)
mit einem Lob Gottes zu beschließen. Von Anfang an wird die sogenannte "kleine
Doxologie" des "Ehre sei dem Vater" (lat. "Gloria Patri") als Lobpreis verwendet.
Ergänzungspsalmodie.
Drei Psalmenreihen aus den "Gradualpsalmen"
für die mittleren kleinen Horen:
Psalm 120, 121 und 122 für die Terz
Psalm 123, 124 und 125 für die Sext
Psalm 126, 127 und 128 für die Non
Sie wird verwendet, wenn keine eigenen Psalmen im
Psalterium vorhanden sind (so an Hochfesten,
am österlichen Triduum und während der Osteroktav) oder wenn bereits eine kleine Hore mit den Psalmen aus
dem Psalterium gefeiert wurde.
Eröffnung.
Die Eröffnung des täglichen Stundengebets ist das Invitatorium,
das mit dem Versikel aus Psalm 51,17 eröffnet wird:
"V Herr, öffne meine Lippen. - R Damit mein
Mund Dein Lob verkünde." Gemäß alter Tradition bezeichnet man bei diesen Worten die Lippen mit einem kleinen
Kreuzzeichen. Hieran schließt sich unmittelbar der Invitatoriumspsalm an.
Auf das Invitatorium folgt unmittelbar der Hymnus.
Alle übrigen Horen werden mit dem Versikel aus Psalm 70,2 "V O Gott, komm mir zu Hilfe. - R Herr, eile mir
zu helfen." Zu diesem Versikel bezeichnet man sich mit dem (großen) Kreuzzeichen. Hierauf folgt das
Ehre sei dem Vater und das "Halleluja".
Das "Halleluja" entfällt in der Fastenzeit vom Aschermittwoch bis Karsamstag.
Eucharistie. (gr. "eucharistein" = "Dank sagen";
vgl. ngr. "evcharisto" = "danke")
In Anlehnung an
1 Kor 11,24 bezeichnet dieses Wort in erster Linie das liturgische Herrenmahl,
im engeren Sinne das eucharistische Brot selbst. Es wird vor allem in der römisch-katholischen
und in der orthodoxen Tradition in diesem Sinn verwendet.
Im weiteren Sinne bezeichnet es eine "Danksagung", zum Beispiel in der Licht-Eucharisie des
Luzernariums, also eine Danksagung für das Licht.
Exsultet. (lat. "exsultare" = "frohlocken, jubeln")
Das "Osterlob", nach seinem lateinischen Anfangswort "Exsultet" genannt, ist der Lobgesang auf die Auferstehungsnacht.
Der Prolog stellt in ähnlicher Weise wie Psalm 150 die Aufforderung zum Lobgesang dar. Nach dem präfationsähnlichen
Eingangsdialog folgt dann der große Lobgesang auf die Osternacht: In vielen Bildern entfaltet sich die Symbolik und die
Theologie der Osternacht. Am Schluss konzentriert sich der Lobpreis auf die Osterkerze als Sinnbild der Freude über
die Auferstehung Jesu, die das Dunkel der Nacht vertreibt.
Das Exsultet ist somit das feierliche Luzernar der Osternacht.
Farben, liturgische.
Die Verwendung von liturgischen Farben ist in der
"Allgemeinen Einführung in das Stundenbuch" (AES)
nicht geregelt. Vielmehr regelt die
"Allgemeine
Einführung in das Messbuch" (AEM) in Nr. 308 ff. die Verwendung der liturgischen Farben für Messe und Stundengebet.
Es wird die bisherige Verwendung (also das Missale Romanum von 1570) fortgeschrieben. Im Einzelnen heisst dies:
Farbe | Bedeutung | Anlass |
Weiß | Freude Licht |
|
Rot | Feuer Glut |
|
Grün | Leben |
|
Violett | Buße Mystik |
|
Schwarz | Tod / Trauer Dunkelheit |
|
Rosa | aufgehelltes Violett |
|
Weiterhin gilt:
"Zu festlichen Anlässen können wertvollere Paramente verwendet werden, auch wenn sie nicht der Tagesfarbe entsprechen."
(Nr. 309). Der folgende Abschnitt Nr. 310 bestimmt im Hinblick auf das Tagzeitengebet, dass Votivoffizien (z. B. das
Gedächtnis Mariens an Samstagen im Jahreskreis, Heiligengedenken, das Offizium für Verstorbene u. ä.) in der
entsprechende Farbe des Offiziums oder der Farbe des Tages oder der Zeit zu halten sind.
Hinsichtlich des Karsamstags ist (wegen der fehlenden Messfeier) keine gesonderte Farbe angegeben. In Anlehnung an
die Verwendung des Missale Romanums von 1570 ist entweder schwarz (Trauer) oder violett (aus der österlichen Bußzeit)
angemessen.
Feier. (aus lat. "feriae" bzw. "fesiae" =
"Feiertage, Festtage")
Eine dem Alltag enthobene Zeit, in der profane Dinge ruhen und sich besonderen Ereignissen gewidmet
wird. Eine Feier in Gemeinschaft wirkt gemeinschaftsstiftend und folgt in der Regel bestimmten Regeln
(= Rituale). Die Feier lebt von einem gemeinsamen Verständnis des Anlasses und der aktiven Teilnahme
aller Mitfeiernden.
Fest. (lat. "festum" von "fesiae" =
"Feiertage, Festtage")
Ein Anlaß für eine Feier sowie die Feier selbst. Als
Rangordnung der verschiedenen liturgischen Tage die zweithöchste Rangstufe.
Flexa. (lat. "flectere" = "biegen, beugen")
Bezeichnet in einem dreiteiligen Psalmvers den Einschnitt nach dem ersten Halbvers. Hier kann ganz kurz
Luft geholt werden (die eigentliche Atempause liegt beim Asteriscus).
Im Psalmton erfolgt bei diesem Zeichen eine Halbkadenz, meist ein Abfall um
einen Halbton. Die Flexa wird durch die Zeichen "†", "/" oder "+" kenntlich gemacht.
Fürbitten.
Teil der Vesper, vergleiche Preces.
Gebet.
Mit Worten und / oder Handlungen verbundene Anrede Gottes, im besten Fall ein Dialog des Menschen mit
Gott. Das Gebet bringt vor Gott das Leben zur Sprache in all seinen vielfältigen Ausprägungen: Lob, Dank,
Bitte, Fürbitte, Vertrauen.
Es kann von Körperhaltungen bzw. -bewegungen begleitet werden oder sogar ganz in diesen aufgehen: Tanz,
typische Gebetshaltungen wie Stehen, Arme ausbreiten, Knien, Hände falten, Schreiten, das Auf- und Abneigen
des Kopfes (Judentum). Dadurch soll Wort und Seele in Einklang und in Kontakt mit Gott gebracht werden.
Gedenktag.
Als Rangordnung der verschiedenen liturgischen Tage
die dritt- (gebotener Gedenktag) und vierthöchste (nicht gebotener Gedenktag) Rangstufe.
Nur vorgesehen für Heilige oder bestimmte Gedächtnisfeiern.
Gradualpsalmen. (lat. "gradus" = "Schritt, Stufe")
Bezeichnung für die sog. "Wallfahrtspsalmen" 120 bis 134. Einige von ihnen kommen in der
Ergänzungspsalmodie zum Tragen.
Halleluja.
(hebr. "hillel" = "preisen, verherrlichen" und "jah", Kurzform für "Jahwe"; "hallelu ja" = "Lobpreiset Gott!")
Es ist DER Lob- und Jubelruf auf Gott. Er findet sich nicht nur in den Psalmen, sondern auch in Hymnen,
Cantica, Antiphonen, insbesondere in der Eucharistiefeier, und als Ruf vor dem Evangelium.
Das Halleluja ist vor allem der österliche Ruf. Ganz besonders feierlich findet es daher Platz in der
Osternachtfeier, nachdem es seit Aschermittwoch nicht mehr erklungen ist. Das Zeremoniale für die Bischöfe
sieht sogar vor, dass es feierlich angekündigt wird. Dreimal in erhöhtem Tone gesungen, ist es der Ausdruck
der Freude über die Osterbotschaft. In der Osterzeit wird im Stundengebet das Halleluja jeder Antiphon angefügt,
in den kleinen Horen wird als Antiphon das dreifache Halleluja
verwendet.
Musikalisch finden sich reichhaltige Kompositionen, vor allem in der Gregorianik. Insbesondere das jubilieren
auf dem Auslautvokal "a" kommt häufig vor (vgl. die Halleluja-Verse in der Eucharistiefeier). Im Stundengebet
bleibt jedoch die musikalische Gestaltung generell einfach, so auch die des Hallelujas.
Hochfest.
Als Rangordnung der verschiedenen liturgischen Tage
die höchste Rangstufe. Als Hochfeste gelten vor allem das Ostertriduum
und Pfingsten, die Osteroktav und Weihnachten.
Hore. (lat."hora" = "Stunde")
Gemeint ist ein Zeitabschnitt des Tagzeitengebetes, zum Beispiel die Laudes (matutinae) als Morgenlob. Statt
Hore wird auch der Begriff "Tagzeit" gebraucht.
Hymnus. (gr. "hýmnos" / "ύμνος" =
"Tongefüge", feierliches Preislied, zur Kithara gesungen)
Preisgesang, Lobgesang, meist in gebundener Sprache, Versform. Ein Hymnus steht nach der
Eröffnung in jeder Hore. Die Hymnen im Stundengebet haben
häufig eine doxologische Schlußstrophe.
Invitatorium. (lat. "invitare" = "einladen")
Gebetseinladung bzw. -aufforderung zu Beginn des täglichen Tagzeitengebetes; es steht somit vor des
Laudes oder vor der Lesehore
- je nachdem, mit welcher Tagzeit man das Tagzeitengebet beginnt. Es besteht aus einem Ruf
zur Eröffnung und dem responsorisch vorgetragenen Invitatoriumspsalm. Der Ruf ist entnommen aus
Psalm 51,17:
"Herr, öffne meine Lippen", bei dem der Mund mit einem kleinen Kreuzzeichen
versehen wird und der mit "Damit mein Mund Dein Lob verkünde" beantwortet wird. Darauf folgt die jahreszeitlich
bzw. vom liturgischen Tag geprägte Antiphon, die zum Gebet einlädt,
mit dem Invitatoriumspsalm. Nach alter Tradition ist dies Psalm 95; in der "Liturgia Horarum" kann auch
Psalm 100, 67 oder 24 verwendet werden.
Auf das Invitatorium folgt unmittelbar der Hymnus.
Jahreskreis.
Die "Zeit im Jahreskreis" bezeichnet die liturgische Zeit jenseits des Weihnachtsfestkreises
(Advent / Weihnachtszeit) und des Osterfestkreises (Fasten- und Osterzeit), früher auch "allgemeine
Kirchenjahreszeit" bezeichnet.
Diese Zeit umfaßt nominal 34 Wochen und beginnt mit dem Fest der Taufe des Herrn (Sonntag nach
Erscheinung des Herrn), wird ab Aschermittwoch durch den Osterfestkreis unterbrochen und nach
diesem (am Pfingstmontag) wieder aufgenommen und findet Ihren Abschluß am Samstag vor dem 1. Advent.
Am letzten (34.) Sonntag im Jahreskreis wird der Christkönigssonntag gefeiert. Hat ein Jahr nur 33 Wochen,
wird eine Woche ausgelassen und der Jahreskreis ab Pfingstmontag mit der folgenden Woche fortgesetzt.
Kleine Horen.
Als "kleine Horen" werden Terz, Sext,
Non und Komplet,
früher auch die Prim, bezeichnet, da sie - verglichen
mit dem Haupthoren - von geringerem Umfang sind. Neben den Angelpunkten des Tages von
Laudes und Vesper sind
sie kleinere Atempausen im Verlauf des Tages.
Sie bestehen aus der Eröffnung, dem Hmynus, der Psalmodie, dem Versikel, der Kurzlesung und der abschließenden
Oration mit der kurzen Schlussformel. Sie enden mit dem Versikel "Benedicamus Domino":
"V Singet Lob und Preis. - R Dank sei
Gott, dem Herrn."
Kommemoration. (lat. "co-memorare" = "mit-gedenken")
Aufgrund der verschiedenen Ränge der liturgischen Tage
kann es vorkommen, daß Gedenktage der Heiligen während geprägter Zeiten einen niedrigeren Rang haben
als der liturgische Tag der Zeit. Will man an diesen Tagen des entsprechenden Heiligen dennoch gedenken,
kann man dies im Wege der sogenannten "Kommemoration" tun.
In Laudes und Vesper
fügt man dazu am Ende der abschließenden Oration
(dann ohne Schlußformel) die entsprechende Antiphon zu
Benedictus bzw. Magnificat
(eigen oder Commune) sowie die
Oration des Heiligen (eigen oder Commune an, mit Schlußformel).
In der Lesehore fügt man nach der zweiten Lesung und zugehörigem
Responsorium (Väterlesung) die entsprechende Lesung vom
Heiligen mit zugehörigem Responsorium an (hagiographische Lesung); man schließt mit der Oration des Heiligen.
Bei den übrigen Tagzeiten kann nicht kommemoriert werden.
Komplet. (lat. "completum" = "angefüllt, vollendet")
Tagzeitengebet zum Abschluß des Tages. Am Anfang steht nach monastischem Brauch eine
Gewissenserforschung mit Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte. Im Mittelpunkt der Komplet steht der
Lobgesang des Simeon, das Nunc dimittis.
Ursptünglich ein privates Gebet, hat es mit der Verpflichtung der Kleriker, das
Brevier stellvertretend zu verrichten, in den Kanon des
Tagzeitengebetes Einzug gefunden.
Kreuzzeichen.
Etwas mit einem Zeichen, einer Markierung zu versehen, um es als Eigentum zu kennzeichnen, ist ein überkommener
Brauch. So kommt es auch, daß Täuflinge mit dem Zeichen des Kreuzes bezeichnet werden, um so den Täufling als zu
Gott gehörig zu kennzeichnen. Und so wird das sich selbst bekreuzigen ganz leibhaftig zur Tauferinnerung, eine
Erfahrung des Zu-Gott-Gehörens, des Sich-ihm-anvertrauens, des Von-Ihm-Gesegnet-Seins.
Neben dem großen Kreuzzeichen über von der Stirn zur Brust, von der linken zur rechten Schulter, ist das kleine
(dreifache) Kreuzzeichen das ältere. Es hat sich in der Liturgie vor der Evangelienlesung in der Messe, im
Stundengebet zum Invitatorium erhalten.
Das große Kreuzzeichen hat im Stundengebet seinen Platz bei der Eröffnung, am Beginn von Benedictus,
Magnificat und Nunc dimittis
sowie beim Abschluss/Segen von Laudes, Vesper und Komplet.
Laudes. (lat. "laudes" = "Lobgesänge")
Ihren Namen hat die Laudes aus der alten Bezeichnung des Morgengebetes als "laudes matutinae"
(lat., "morgendliche Lobgesänge"), die das lateinische
Stundenbuch ("Liturgia Horarum") immer noch verwendet. Dabei war der Lobpreis stets im Vordergrund;
so hat die Laudes als dritten Psalm stets einen Lobpsalm, oftmals
aus den letzten Psalmen des Psalters (Pss 145 ff.).
Sie sind analog zur Vesper aufgebaut und bildet zusammen mit ihnen
die beiden Angelpunkte des Tagzeitengebets.
Auf die Psalmodie (zwei Psalmen, ein
Canticum aus dem Alten Testament) folgen
Kurzlesung, Responsorium,
Benedictus, Fürbitten,
Vaterunser und abschließender
Oration mit Segen (und Entlassung).
Lesehore.
Die Lesehore hat ihren Ursprung im nächtlichen monastischen Tagzeitengebet: es ist die liturgische
Nachtwache ( "Matutin"). Das II. Vatikanische Konzil hat
mit der Neuordnung dieser Tagzeit eine neue Bedeutung gegeben: sie soll vornehmlich dazu dienen,
das Wort Gottes sowie den reichen Schatz der kirchlichen Literaturüberlieferung zu öffnen. So
stehen neben der biblischen vor allem die Lesungen aus den Schriften der frühen Kirchenväter (sog. Väterlesung),
an Heiligengedenktagen auch Schriften der Heiligen (sog. hagiographische Lesung) im Zentrum. Die Lesehore
kann auch heute noch als nächtliche Feier begangen werden (insbesondere vor Sonntagen und Hochfesten) und
kann auch zu einer Vigil erweitert werden.
Nach Eröffnung und Hymnus folgen Psalmodie,
Versikel, Schriftlesung mit
Responsorium, Väterlesung oder hagiographische Lesung
mit Responsorium. An Sonntagen und Hochfesten außerhalb der Fastenzeit folgt der Hymnus
Te Deum. Die Hore wird mit der
Oration und dem Versikel "Singet Lob und Preis" abgeschlossen.
Wird die Lesehore als erste Tagzeit des Tagzeiten-Liturgie gefeiert, geht ihr statt der Eröffnung das
Invitatorium voraus.
Will man die Lesehore zu einer Vigil erweitern, fügt man nach Väterlesung bzw. hagiographischer Lesung
mit zugehörigem Responsorium drei Cantica aus dem Alten Testment
mit den jeweiligen Antiphonen an. Hierauf folgt eine Lesung aus
dem Evangelium (meist ein Osterevangelium) und ggf. eine Homilie. Danach wird die Vigil mit dem Te Deum
wie oben beschrieben fortgesetzt.
Lesung.
Als Lesung bezeichnet man einen Abschnitt bzw. Vortrag aus der heiligen Schrift. Als Wort Gottes gehören
Lesungen zu jeder Liturgie, entweder in einer längeren Form oder als Schriftwort als kürzere Form.
Im Bezug auf die Tagzeitenliturgie sind Kurzlesungen in jeder Hore vorgesehen. An Stelle der Kurzlesungen kann
- vor allem bei der Feier mit der Gemeinde - stets eine längere Lesung stehen. Die
Lesehore ist dem vertieften Studium der heiligen Schrift und der
theologischen Literatur gewidmet.
Liturgia Horarum. (gr./lat., "Stundenliturgie")
Offizieller lateinischer Name des Stundengebets / Tagzeitenliturgie im römischen Ritus seit 1970. Mit dem Wechsel der
Bezeichnung vom "Breviarium Romanum" ("Brevier") zur "Liturgia Horarum" ("Stundenliturgie") ist von der Sinngebung,
Gehalt, Aufbau und Ausgestaltung eine Wende wieder zurück zu den Anfängen des Tagzeitengebets vollzogen.
In den Anfängen der christlichen Gemeinde stand neben der sonntäglichen Feier des Herrenmahls die aus dem jüdischen
Gottesdienst übernommende tägliche Versammlung am Morgen und am Abend zur Feier des Tagesbeginns und -endes. So hatte
die Gemeinde vor allem den täglichen Lebensrhythmus gemeinsam.
Zwar bestimmt die Liturgiekonstitution in Art. SC 95, 96
(und auch AES 28) das Tagzeitengebet immer
noch zur Pflicht ("Offizium")
der Kleriker und der klösterlichen Gemeinschaften, da sie gleichsam stellvertretend
für die übrigen das Tageslob vor Gott bringen; gleichwohl bestimmt sie in Art. SC 100 (AES 27) - den Wurzeln folgend -, dass auch Laien
die Stundenliturgie feiern sollen; nicht nur mit den dazu Verpflichteten ("Offiziellen"),
sondern auch unter sich, ggf. auch allein. Und damit das Tagzeitengebet wieder die Tagesheiligung vollbringt, sollen
die einzelnen Teile/Tagzeiten (Horen) wieder zu ihrer eigentlichen Zeit gefeiert
werden (SC 94, AES 11).
Im engeren Sinn bezeichnet der Begriff die liturgischen Bücher mit den liturgischen Texten für die Feier der
Tagzeitenliturgie (Stundenbuch).
Luzernar, Luzernarium. (lat. "lux" = "Licht")
Lichtfeier mit feierlichem Entzünden von Kerzen am übergang vom Abend zur Nacht, meist begleitet von Prozession,
Psalmgesang, Lichtdank und/oder -lobpreis, -hymnus. In der offiziellen Liturgie derzeit nur noch in der Feier
der Osternacht enthalten, dort aber besonders feierlich und entfaltet: Entzünden der Osterkerze, Lichtruf mit
Weitergabe des Lichtes, Lobpreis auf das Licht (Exsultet).
In der frühen Kirche fanden sich bei jedem Abendlob der feierliche Ritus des Lichtanzündens und des Lobpreises,
da in ihm Christus, das Licht feierlich begrüßt wurde. In der Orthodoxie lebt dieser Ritus bis in die heutigen
Tage fort. Vor dem Hintergrund des Fehlens elektrischer Beleuchtung, ist verständlich, welche Bedeutung das
(Kerzen-)Licht von je her hat.
Magnificat. (lat. "magnum facere" = "groß machen,
erheben, preisen")
Lateinisches Anfangswort des Lobgesangs Mariens aus Lk 1,46-55 beim Besuch Elisabeths.
Es ist eines der drei Cantica aus dem Evangelium
(neben Benedictus und
Nunc dimittis).
Das Magnificat hat seinen Platz seit vielen Jahrhunderten in der Vesper
und bildet ihren Höhepunkt. Zum Magnificat steht man, und man kann während des Gesangs
Weihrauch einlegen sowie Altar, Zelebrant und Gemeinde inzensieren.
Marianische Antiphonen.
Als Marianische Antiphonen werden folgende Grußgebete an die Gottesmutter bezeichnet:
Alma Redemptoris Mater / Erhabne Mutter des Erlösers
Ave Regina Caelorum / Ave, Du Himmelskönigin
Salve Regina / Sei gegrüßt, o Königin
Sub tuum praesidium / Unter Deinen Schutz und Schirm
Regina Caeli / O Himmelskönigin, frohlocke (nur für die Osterzeit)
Ave Maria / Gegrüßet seist Du, Maria
Die Bezeichnung "Antiphon" ist etwas irreführend, denn es handelt sich nicht um klassische Antiphonen. Da jedoch die antiphonischen Psalmen in der Messe schließlich nur noch auf die
reine Antiphon reduziert wurden (Einzug - Introitus, Gabenbereitung - Offertorium, Kommunion - Communio) und sehr
reich auskomponiert wurden, wurde der Begriff Antiphon auch auf andere - alleinstehende - Chorgesänge übertragen.
Eine Marianische Antiphon beschließt die Komplet nach dem Segen.
Wird die Vesper in Gemeinschaft gefeiert, die Komplet jedoch nicht, soll die Vesper mit der Marianischen Antiphon
beschlossen werden.
Matutin. (lat. "Matuta" = Göttin der Morgenröte, dt. "Mette")
Das Wort "Matutin" wird im Laufe der Geschichte für zwei verschiedene Tagzeiten verwendet:
Laudes.
Die Liturgia Horarum verwendet in der lateinischen Ausgabe noch heute den Begriff
"Laudes matutinae": Lobgesänge beim Aufsteigen des Morgens.
Vigil.
Da die Vigil als "Nachtwache" oftmals auch in den frühen
Morgenstunden (vor den Laudes) gefeiert wurde, hat die Vigil den Namen "Matutin" (deutsch: "Mette")
übernommen.
Im letzteren Sinne wurde der Begrif Matutin zuletzt gebraucht und lebt heute noch im deutschen Wort der "Christmette"
(= Vigilfeier von Weihnachten) fort. Die Stelle der Matutin hat in der Liturgia Horarum bzw. der heutigen
Tagzeitenliturgie die "Lesehore" eingenommen, die nicht mehr an eine feste Zeit gebunden ist. Im klösterlichen
Chorgebet soll jedoch der nächtliche Charakter beibehalten werden AES 57 ff.
Mittlere Hore.
Als "mittlere Hore" wird die Tagzeit bezeichnet, die zwischen den
Laudes und der Vesper
gefeiert wird, also Terz, Sext
oder Non. Da nach Bestimmung der Allgemeinen Einführung in das
Stundengebet (AES) außerhalb von klösterlichen Gemeinschaften nur eine der drei Horen verpflichtend
ist (AES 74 ff), wird diese eine als
"mittlere Hore" bezeichnet.
Das Psalterium bietet für diese "mittlere Hore" eigene Psalmen;
werden weitere Tagzeiten gebetet, so findet die sogenannte "Ergänzungspsalmodie" Anwendung.
Monastisches Stundenbuch. (lat. "monachus" = "Mönch",
"monasticus" = "mönchisch, klösterlich")
Das Monastische Stundenbuch ist vorwiegend bei den Benediktinerordern in Gebrauch; herausgegeben wird es
von der Salzburger äbtekonferenz. Es greift die benediktinische / klösterliche Tradition des Tagzeitengebets auf
und bildet somit eine (eigenständige) Sonderform des Stundengebets. Wesentliche Unterschiede zur Liturgia Horarum sind:
- Verteilung der Psalmen über eine Woche ("Wochenpsalter"), nicht über vier Wochen ("Vier-Wochen-Psalter"). Es besteht die Option zu einem "Zwei-Wochen-Psalter" nach im wesentlichen drei Schemata.
- In Laudes und Vesper 4 Psalmen, ein Canticum
- In der Terz immer 5 Abschnitte aus Psalm 119
- Teilweise eine andere Abfolge in den Horen (z. B. Hymnus nach der Psalmodie möglich, Entfall des Nunc dimittis' in der Komplet, des Benedictus' in den Lauden und des Magnificats in der Vesper möglich, Vigil mit zwei bzw. drei "Nokturnen" zu drei Psalmen bzw. - dritte Nokturn - Cantica)
-
Ergänzung / Ersatz des Schlusssegens am Schluss einer Hore um den Versikel:
"V Die Hilfe Gottes bleibe bei uns allezeit. - R Und mit unseren abwesenden Brüdern / Schwestern." -
Verwendung alternativer Cantica statt des Benedictus' bzw. des Magnificats im Jahreskreis:
statt des Benediktus' (Sonntag bis Freitag):
Joh 1,1-14 | Mt 5,3-10 | Röm 8,31b-35.37-38a.39b | 1 Kor 13,1-8 | 1 Petr 1,3-9 | 1 Petr 2,21-24
statt des Magnificats (Sonntag 2. Vesper bis Freitag):
Offb 19,1-7 | Eph 1,3-10 | Offb 4,11;5,9.10.12 | Kol 1,12-20 | Offb 11,17-18;12,10b-12a | Phil 2,6-11
Nunc dimittis. (lat. "nunc dimittis" = "Nun entlässt Du")
Lateinische Anfangsworte des Lobgesangs des Simeon aus Lk 2,29-32 bei der Beschneidung Jesu.
Es ist eines der drei Cantica aus dem Evangelium
(neben Benedictus und Magnificat). Das Nunc dimittis hat seinen Platz im römischen (ursprünglich
nicht im monastischen) Tagzeitengebet in der Komplet und bildet ihren Höhepunkt.
Nokturn. (lat. "nocturnus" = "nächtlich", "vigilia nocturna" = "Nachwache")
Bezeichnung für einzelne Abschnitte der Vigil, vor allem im Tagzeitengebet nach der Benediktsregel. In der
Regel setzt sich eine Nokturn aus drei Psalmen (bzw. Cantica) mit
den zugehörigen Antiphonen, dem Versikel,
der Lesung (zuletzt Evangelium) und dem Responsorium zusammen. Manchmal (so vor allem in der monastischen
Tradition und im vorkonziliaren Brevier) haben die Nokturnen zum Ende einen Segenspruch ("Benedictio").
Im monatischen Stundengebet haben die Sonntage, Hochfeste und Feste stets drei Nokturnen, ansonsten nur zwei.
Die dritte Nokturn hat statt der Psalmen drei Cantica aus dem Alten
Testament.
Der Begriff "Nokturn" leitet sich aus dem Alten Rom ab. Dort wurde analog zum Tag die Nacht ebenfalls in vier
Nachtwachen eingeteilt. Das Ende der zweiten Nachtwache markierte Mitternacht. In Israel hielt man drei Nachwachen,
weshalb die Dreizahl in die Tagzeitenliturgie übernommen wurde.
Non. (lat. "nona" = "die neunte")
Teil des Tagzeitengebets zur neunten Stunde (also etwa 15 bis 16 Uhr). Sie ist neben Terz und Sext eine der
drei "kleinen Horen". In der Non gedenkt die Kirche besonders der Sterbestunde Christi am Kreuz bzw. aller
Sterbenden. Zum Aufbau vgl. Kleine Hore.
O-Antiphonen.
Sehr alte Antiphonen der Adventszeit, in denen der nahende Christus mit verschiedenen Attributen angerufen wird
und um sein Kommen gebeten wird. Sie beginnen mit "O" und einer bildhaften Anrede des kommenden Messias, die aus
dem Alten Testment entnommen ist, preisen sein Wirken. Mit dem Ruf "Komm!" und einer Bitte um Erlösung finden die
Antiphonen ihren Höhenpunkt. Ihre Verwendung ist seit dem siebten Jahrhundert belegt.
Die Antiphonen werden in der derzeitigen Liturgie als Ruf vor dem Evangelium und als Magnificat-Antiphon der
letzten sieben Adventstage vom 17. bis 23. Dezember verwendet:
Tag | lateinisch | deutsch / Quelle |
17. Dezember |
O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodisti, attingens a fine usque ad finem, fortiter suaviterque disponens omnia: veni ad docendum nos viam prudentiae. |
O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten, die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: Komm, und lehre uns den Weg der Weisheit und Einsicht! Weish 7,26-8,1 |
18. Dezember |
O Adonai et dux domus Israël, qui Moysi in igne flammae rubi apparuisti, et ei in Sina legem dedisti: veni ad redimendum nos in bracchio extento. |
O Adonai, Herr und Führer des Hauses Israel, im flammenden Dornbusch bist du dem Mose erschienen und hast ihm auf dem Berg das Gesetz gegeben: Komm, und erlöse uns mit deinem starkem Arm. Dtn 30,10a.11.14 |
19. Dezember |
O Radix Iesse, qui stas in signum populorum, super quem continebunt reges os suum, quem gentes deprecabuntur: veni ad liberandum nos, iam noli tardare. |
O Sproß aus Isais Wurzel, gesetzt zum Zeichen für die Völker, vor dir verstummen die Herrscher der Erde, dich flehen an die Völker: Komm, und errette uns, erhebe dich und säume nicht länger. Jes 11,10.12 |
20. Dezember |
O Clavis David et sceptrum domus Israël, qui aperis, et nemo claudit, claudis, et nemo aperit: veni, et educ vinctum de domo carceris, sedentem in tenebris, et umbra mortis. |
O Schlüssel Davids Zepter des Hauses Israel - du öffnest und niemand kann schließen, du schließt und keine Macht vermag zu öffnen: Komm, und öffne den Kerker der Finsternis und die Fessel des Todes. Jes 22,22-23; Jes 49,8-9 |
21. Dezember |
O Oriens, splendor lucis aeternae, et sol justitiae, veni, et illumina sedentes in tenebris et umbra mortis. |
O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes, der Gerechtigkeit strahlende Sonne: Komm, und erleuchte, die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes. Jes 42,6-7 |
22. Dezember |
O Rex Gentium et desideratus earum, lapisque angularis, qui facis utraque unum: veni, et salva hominem, quem de limo formasti. |
O König aller Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht: Schlußstein, der den Bau zusammenhält: Komm, und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet. Dan 7,13-14 |
23. Dezember |
O Emmanuel, Rex et legifer noster, expectatio gentium, et salvator earum: veni ad salvandum nos, Domine, Deus noster. |
O Immanuel, unser König und Lehrer, du Hoffnung und Heiland der Völker: Komm, eile und schaffe uns Hilfe, du unser Herr und unser Gott. Jes 8,8-10; Jes 9,1.5-6 |
Offizium. (lat. "officium" = Amt, Pflicht)
Der Begriff bezeichnet sowohl das Tagzeitengebet als Ganzes als auch einzelne Gebetszeiten und leitet sich aus
dem Gedanken ab, dass Kleriker stellvertretend für alle Gläubigen zum Stundengebet verpflichtet sind. Es ist somit
eine Pflicht, die sie übernommen haben, als auch im Verständnis ihres Amtes als "presbyter" (gr. "presbyter" =
ältester, Begriff für ein Leitungsamt) begründet. Leider akzentuiert dieser Begriff das Tagzeitengebet als ein
"Fachgebet" der geistlichen Stände anstatt es als ein Gebet des Gottesvolkes selbst zu verstehen.
Oration. (lat. "orare" = reden, bitten, beten; "oratio" = Rede, Gebet)
Bezeichnet in der Liturgie generell ein Gebet, das dem Vorsteher / der Vorsteherin einer Versammlung zusteht.
Im Stundengebet ist es das zusammenfassende Gebet am Schluss einer Hore. Die Oration in Laudes und Vesper
mit der großen Schlussformel, in den übrigen Horen mit der
kleinen Schlussformel abgeschlossen.
Ordinarium. Als Ordinarium bezeichnet man in der Liturgie alle feststehenden, unveränderlichen Teile. Im Stundengebet sind dies zum Beispiel der Eröffnungsversikel "Herr, öffne meine Lippen", das Benedictus in den Laudes oder auch der Vierwochenpsalter. Den Gegensatz bezeichnet man als Proprium.
Ostertriduum – Die Drei österlichen Tage vom Leiden, Tod und von der
Auferstehung des Herrn.
Gemeint ist die Zeit von der Abendmahlsfeier am Gründonnerstag bis zum Vesper des Ostersonntags mit dem
Mittelpunkt der Osternachtfeier. In der Rangordnung der liturgischen
Tage ist sie der Höhepunkt des Kirchenjahres. Es handelt sich um einen Begriff, der bereits beim
Kirchenvater Ambrosius von Mailand (4. Jahrhundert) belegt ist.
Der Begriff versteht die Zeit als einen einzigen Tag, weshalb die Abendmahlsmesse am Gründonnerstagabend
keinen üblichen Messabschluss kennt, die Feier von Leiden und Sterben des Herrn am Karfreitag keine Eröffnung
und keinen Schluss, die Osternachtfeier keine Eröffnung. Lediglich die Tagzeiten folgen der üblichen Struktur
mit der Besonderheit, dass das Ostersonntag keine 1. Vesper hat, somit der Karsamstag aber eine eigene.
Außergewöhnlich ist auch, dass Abendmahlsmesse, die Feier von Leiden und Sterben des Herrn und die
Osternachtfeier jeweils die Tagzeiten ersetzen. Karfreitag und Karsamstag sind als einzige Tage ohne
Eucharistiefeier, am Karsamstag kann die Kommunion nur in Todesgefahr gereicht werden (Wegzehrung).
Die Glocken schweigen vom Gründonnerstagabend bis zu Osternacht.
Bereits diese äußerlichkeiten zeigen, dass dies keine normalen Tage im Kirchenjahr sind. Das II. Vatikanische
Konzil hatte mit der Liturgiereform den Sinngehalt des Ostertriduums wieder hergestellt, nachdem bis
zu den 1950er Jahren das Triduum gleichsam auseinandergefallen war bis hin zur "Perversion", dass
die Osternachtfeier in violetter (!) Farbe im Laufe des Karsamstags gefeiert wurde. Im Sinne eines
heiligen Spiels entfaltet sich in dieser Zeit das Geheimnis des Leidens, Todes und der Auferstehung Jesu
Christi, das so leib- und sinnenhaftig erlebt und erfahrbar werden kann - und bietet so auch in einem
psychologischen Sinn die Möglichkeit der Erarbeitung des Ostergeheimnisses.
Verlauf des österlichen Triduums
in der übersicht.
Phos hilarón. (gr. "phos" = Licht, "hilarós" = heiter)
Bezeichnung eines alten Licht-(Christus-)hymnus' nach seinen griechischen Anfangsworten. Er ist nachweislich
mindestens seit der Mitte des zweiten Jahrhunderts in Gebrauch. In der orthodoxen Kirche werden zum Anfang
der Vesper jeden Abend die Kerzen angezündet und das Licht begrüßt mit diesem Hymnus begrüßt (Luzernar). Auch in der altkatholischen bzw. anglikanischen Feier des Abendlobs ist er noch
in Gebrauch.
Im römischen Stundengebet wird er regelmäßig in der Vesper des Donnerstags der zweiten und vierten Woche verwendet,
findet sich aber auch in den Auswahlhymnen zur Vesper und kann daher immer verwendet werden. Die Verwendung bietet
sich insbesondere im oder anstelle eines Luerznars an, vor allem in der dunklen Jahreszeit oder der Osterzeit.
Der Wortlaut findet sich u. a. hier (griechischer Wortlaut und übersetzungen).
Preces. (lat. "prex" = "Bitte")
Zusammenfassende Bezeichnung der Bitten in den Laudes und der Fürbitten in der Vesper. Bringt das Stundenbuch bereits
eine große Auswahl von Preces (nicht nur im Vierwochenpsalter für den Jahreskreis, auch eine Reihe von Kurzbitten und
Bitten in den geprägten Zeiten), sieht es ausdrücklich vor, dass besondere Anliegen ergänzt werden können
( AES 188).
Die Preces sind jeweils so strukturiert, dass ihnen einen Einleitung vorausgeht, ein Antwortruf vorgeschlagen wird und
die Bitten jeweils zweiteilig gestaltet sind. Die letzte Bitte in der Vesper gilt stets den Verstorbenen.
Für den Vortrag ergeben sich daher generell drei Varianten, wobei auch Mischformen möglich sind:
Einer trägt die Bitte jeweils vollständig vor, worauf alle mit dem Ruf oder Stille antworten.
Einer trägt den ersten Teil vor, alle antworten mit dem zweiten Teil.
Beim Gebet des Einzelnen kann der Ruf entfallen.
Prim. (lat. "primus" = der erste, "prima hora" = zur ersten Stunde)
Aus dem klösterlichen Gebetsleben schon im 4. Jahrhundert bezeugte Tagzeit zum Arbeitsbeginn, die bis
zur Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils Bestandteil des
Breviers war.
Proprium. (lat. "proprius" = "eigen")
Proprium bezeichnet im Gegensatz zum Ordinarum die
jeweils wechselnden bzw. eigenen Teile der Liturgie. Im Stundengebet sind dies zum Beispiel
Antiphonen, Kurzlesungen,
Hymnen.
Eine besondere Form des Propriums sind die sogenannten Commune-Texte,
die Propriumstexte für eine größere Gruppe darstellen.
Psalm / Psalmodie. (gr. "psalmos" = "Saitenspiel",
i. w. S. "Lied [zum Saitenspiel]")
Der Psalm ist ein Lied aus dem "Psalter",
dem Buch der Psalmen. Martin Buber übersetzt den Buchtitel treffend mit "Preisungen".
Es bildet seit jeher Grundstock des jüdischen Gottesdienst, und die christlichen Gemeinden haben
dieses Liedgut Israels von Anfang in ihren Gottesdienst übernommen. Immer wieder tauchen in der
Liturgie Psalmen oder Psalmworte auf, auch in den ntl. Schriften werden gerne Psalmzitate angeführt.
Breiten Raum nehmen die Psalmen in der Tagzeitenliturgie
ein, hat sie doch ihren Ursprung über das monastische Gebet im jüdischen Gottesdienst. Dort treten sie
meist in einer Dreizahl auf (längere Psalmen werden in Abschnitte unterteilt und werden dann separat gezählt,
so z. B. vor allem Psalm 119). Seinem Ursprung als Lied gemäß ist der Gesang die vornehmliche
Vortragsart des Psalms.
Der Begriff "Psalmodie" bezeichnet den Teil der Tagzeit mit dem Psalmengesang einschließlich der Antiphonen.
Psalterium.
Der Begriff wird in verschiedenen Bedeutungen gebraucht:
Kurzbezeichnung für die Verteilung bzw. Zusammenstellung der Psalmen und Cantica in der Tagzeitenliturgie:
Vierwochenpsalter, Wochenpsalter
Abschnitt im Stundenbuch, der die Psalmen und Cantica nach dem zeitlichen Ablauf anbietet
(im Gegensatz dazu das Proprium bzw. das Commune
Eine Buchausgabe ausschließlich mit dem Buch der Psalmen.
Ein Saiteninstrument
(vgl. Wikipedia).
Am häufigsten wird der Begriff im ersten Sinne benutzt.
Psalmoration.
Ein alter Brauch, die Psalmen zu erschließen und neu zu deuten, ist eine abschließende Oration am Ende eines jeden
Psalms, die den Psalm auf die jeweilige Situation (Jahreszeit, Festgeheimnis usw.) oder christologisch ausdeutet.
Diese Tradition ist größtenteils verlorengegangen, wird aber in neueren Ansätzen zu einer Tagzeitenliturgie oder P
salmgesang wieder aufgegriffen. Der in AES 112
angesprochene Anhang ist noch nicht erschienen.
Psalmtöne.
Als Psalmton bezeichnet man melodische Formeln, die der Retzitation der Psalmen dienen. Im engeren Sinn sind
damit die acht Melodiemodelle gemeint, die auf den sogenannten Kirchentonarten basieren. Jeder dieser Psalmtöne
hat eine Struktur aus fünf Elementen:
dem Beginn (Initium), dem Rezitationston (Ténor), der Beugung (Flexa) beim Zeichen †, der Mittelkadenz
(Mediatio) beim Zeichen * sowie der Schlusskadenz (Terminatio). Der Beginn will von der Antiphon zum
Rezitationston führen, auf dem Rezitationston wird der Psalmvers rezitiert, unterbrochen von Atempausen
an der Flexa und Mittelkadenz. Die Schlusskadenz wiederum will zum nächsten Psalmvers bzw. zur Antiphon
führen. Bei den meisten Psalmtönen gibt es daher verschiedene Schlusskadenzen (sog. Differentien). Es ergibt
sich daher folgender Verlauf jedes Verses:
[Initium - ] Rezitationston [† - Flexa - Rezitationston] - Mediatio * Rezitationston - Terminatio.
Das Initium wird nur beim ersten Psalmvers gesungen, bei den Cantica aus den Evagelien bei jedem Vers.
Jeder Psalmton ist nicht Selbstzweck oder fügt dem Psalm etwas hinzu, sondern will den Psalm und seinen Inhalt,
seine Melodie zum klingen bringen. Daher richtet sich die Wahl eines Psalmtons stets nach der Aussage des
jeweiligen Psalms. Die acht "klassischen" Töne fügen sich am besten an die Psalmen in lateinischer Sprache
und bringen gerade sie zum Klingen. Immer geht es darum, die Rhythmik und den inneren Klang des Psalmwortes
zu unterstreichen. Daher folgt die Psalmrezitation - egal in welcher Sprache - stets der gesprochenen Sprache
und überhöhen sie gleichsam. Nichts ist dem Psalmvortrag mehr zuwider, als das Einpferchen in einen festen,
schematischen Rhythmus, das Einebnen in eine feste Melodie. Vielmehr geht es um "Sprechgesang", in dem die
Akzente ein bißchen deutlicher zutage treten, als in der Alltagssprache. Darum verdient der Psalmvortrag auch
Atempausen, in denen das Psalmwort nachklingen kann und die nötige Ruhe für das Erfassen des Psalm
entsteht.
Musiktheoretisch erhalten die acht Psalmtöne ihre Eigenart dadurch, dass bei ihnen die Halbtonschritte an je anderer
Stelle liegen. So hat jeder Psalmton hat seine eigene Stimmung, und daher passt nicht jeder Psalmton zu jedem Psalm.
Ein Jubelpsalm verlangt nach einem freudigen Ton, ein Klagepsalm daher nach einer gemäßigten Stimmung.
Zu den acht Psalmtönen hat sich im Verlauf der Geschichte, gleichsam als 9. Ton außerhalb der Kirchentonarten, der
sogenannte Tonus peregrinus hinzugesellt. Neben diesen kodifizierten Tönen existieren unzählige weitere Töne, z. B.
im Kantorenbuch zum Gotteslob, aber auch Kirchenmusiker verstehen es, einem Psalm Leben durch eine Eigenkomposition
einzuhauchen. Besonders einfache und für jedermann sofort nachsingbare Töne gibt P. Godehard Joppich im Buch
"Preisungen" an die Hand. Diese haben einen relativ kleinen Tonhöhenumfang, folgen jedoch der vorgenannten
Struktur. Sie eignen sich besonders für den Psalmengesang zuhause oder in einer Gruppe - und können durchaus auch
in der Tagzeitenliturgie verwendet werden, auch wenn die Antiphon nicht gesungen wird.
Psalmvortrag.
Der Psalmenvortrag in der Tagzeitenliturgie kann gemäß Tradition und der Allgemeinen Einführung in das Stundengebet
auf verschiedene Weisen geschehen:
- in directum (lat. "directus" = "gerade, geradlinig")
Bei dieser Vortragsart wird der Psalm von einem Einzelnen oder einem Chor ohne Unterbrechung vorgetragen. Die Antiphon wird vor und nach dem Psalm vorgetragen und von allen wiederholt. - antiphonisch (gr. "gegenchörig")
Die ist die klassischste Vortragsart: Der Psalm wird von Vers zu Vers abwechselnd von zwei Chören/Gruppen vorgetragen. Die Antiphon wird vor und nach dem Psalm vorgetragen und von allen wiederholt.
Beim gesungenen Vortrag gibt es beim erstmaligen Anstimmen der Antiphon den Brauch, daß die erste Hälfte vom Vorsänger, die zweite Hälfte von allen gesunden wird. Die Wiederholung wird dann (jeweils) von allen gemeinsam vorgetragen. - responsorial (lat. "respnosum" = "Antwort")
Beim responsorialen Vortrag wird der Psalm von einem Einzelnen oder einem Chor vorgetragen. Alle übrigen sprechen oder singen die Antiphon nach jeder Psalmstrophe, gleichsam als "Responsum". In der Tradition des Tagzeitengebets hat sich als klassisch responsoriale Psalmodie das Invitatorium herausgebildet.
Es muss jedoch nicht die Antiphon sein, die als Responsum dient. Psalm 136 ist bereits im Judentum als responsorialer Psalm bekannt: Das Responsum heißt hier: "Denn seine Huld währt ewig." Auch Psalm 118, 67 und 24 wären klassische Beispiele.
Darüber hinaus können aber auch einzelne Verse im Verlauf des Psalms als Responsum gesehen werden, ohne dass diese jeweils gleich sind, sondern beispielsweise ein Lobpreis nochmals bekräftigt wird oder ein Gedanke mit anderen Worten weiter ausgeführt wird, es sich also um eine Art Dialog handelt.
Da Psalmen sowohl der Bezeichnung nach als auch der Gattung nach Lieder sind, ist ein gesungener Vortrag vorzuziehen (AES 103, s. auch Psalmtöne).
Psalmzählung.
Im Buch der Psalmen ist die Zählung - entgegen den anderen
Büchern im biblischen Schriftenkanon, deren Kapiteleinteilung erst im Mittelalter erfolgte - usprünglich
und folgt den einzelnen Liedern.
Die Nummerierung der Psalmen unterscheidet sich aber geringfügig zwischen dem hebräischen (masoretischen)
Text und den übersetzungen der griechischen Septuaginta und der darauf beruhenden lateinischen Vulgata.
Da in der römisch-katholischen Kirche bis in 20. Jahrhundert hinein die Zählung der Vulgata übernommen wurde
und mit dem dem II. Vaticanum die hebräische Zählweise übernommen wurde, werden bei abweichender Zählung
daher in den liturgischen Büchern die Psalmnummern in der Form "Ps XX (YY)" angegeben, wobei XX die Nummer
nach hebräischem Text und YY die Nummer nach dem Text der griechischen und lateinischen übersetzung darstellt.
Hebräische Zählung | Griechische / Lateinische Zählung |
Anmerkungen |
Zählung üblich in westlicher Theologie und Liturgie | Zählung üblich in älterer Literatur, historischer Forschung sowie in Theologie und Liturgie der Ostkirchen | In den heutigen liturgischen Büchern sind beide Zählungen angegeben; die hebräische ist führend, die griechisch-lateinische Zählung ist in Klammern angegeben |
Ps 1 bis 8 | Ps 1 bis 8 | Zählung gleich |
Ps 9 | Ps 9 A 1 bis 21) | Griechischer Text zählt Psalm 9 und 10 als einen Psalm |
Ps 10 | Ps 9 B (22 bis 39) | Griechischer Text zählt Psalm 9 und 10 als einen Psalm |
Ps 11 bis 113 | Ps 10 bis 112 | Griechischer Text läuft dem hebräischen um 1 nach |
Ps 114 | Ps 113 A (V. 1 bis 8) | Griechischer Text zählt Psalm 114 und 115 als einen Psalm |
Ps 115 | Ps 113 B (V. 9 bis 26) | Griechischer Text zählt Psalm 114 und 115 als einen Psalm |
Ps 116, 1-9 | Ps 114 | Griechischer Text teilt Psalm 116 in zwei Psalmen |
Ps 116, 10-19 | Ps 115 | Griechischer Text teilt Psalm 116 in zwei Psalmen |
Ps 117 bis 146 | Ps 116 bis 145 | Griechischer Text läuft dem hebräischen um 1 nach |
Ps 147, 1-11 | Ps 146 | Griechischer Text teilt Psalm 147 in zwei Psalmen |
Ps 147, 12-20 | Ps 147 | Griechischer Text teilt Psalm 147 in zwei Psalmen |
Ps 148 bis 150 | Ps 148 bis 150 | Zählung gleich |
Quatember. (von lat. "quattuor tempora" = "vier (Jahres-)Zeiten")
Als Quatember(-Wochen) gelten die erste Adventswoche, die erste Fastenwoche, die Woche vor
Pfingsten und die erste Oktoberwoche. Innerhalb der Quatemberwoche galten der Mittwoch, der Freitag
und der Samstag als "Quatembertage": Sie stellten Bußtage dar, an denen die "Quatembermesse" in
violetter Farbe gefeiert wurde. Die liturgische Feier der Quatembertage endete in der Regel mit
der Feier einer Vigil (Quatembervigil) am Quatembersamstag
als einer Art Vorabendmesse zum Sonntag mit mehreren und längeren Schriftlesungen.
Responsorium. (lat. "responsum": "Antwort")
Antwortgesang nach den (Kurz)Lesungen in den Horen. Man unterscheidet im Stundengebet zwei Formen:
- Responsorium breve. ("kurzer Antwortgesang"). Im Prinzip handelt es sich hier um einen verkürzten Antwortpsalm nach dem Schema "R R V R* Ehre sei dem Vater R": Es wird eine Antiphon vorgetragen, die von allen wiederholt wird. Daraufhin wird ein Vers vorgetragen, auf den alle mit dem zweiten Teil der Antiphon antworten. Es folgt der erste Teil des "Ehre sei dem Vater", worauf von allen die Antiphon wiederholt wird. Das Responsorium breve findet sich in Laudes, Vesper, Komplet sowie in der Lesehore nach den Lesungen.
- Versikel. (lat: "versiculum": "kleiner Vers"), d. h. Versus und Responsum (Zeichen: "V" und "R"). Hierbei handelt es sich um einen Antwortruf nach dem Schema "V R": Ein Vers wird vorgetragen, auf den alle mit einem Vers antworten. Diese Art Responsorium findet sich in den kleinen Horen nach den (Kurz-)Lesungen sowie in der Lesehore am Übergang von der Psalmodie zu den Lesungen. In erweiterter Form findet sich diese Art auch nach den Lesungen der Lesehore.
Sacrosanctum Concilium. (lat., "Das allerheiligste Konzil")
Mit diesen lateinischen Worten beginnt die Konstitution über die Heilige Liturgie (Liturgiekonstition) des
II. Vatikanischen Konzils vom 4. Dezember 1963, verabschiedet mit 2.147 Ja- und 4 Nein-Stimmen. Sie ist eines
der Kerndokumente, die das Konzil beschlossen hat: in ihr werden erstmals in sieben Kapiteln grundlegende
Aussagen zur Liturgie gemacht und der Grundstein für die Liturgiereform gelegt (Dokument):
1. Kapitel: Allgemeine Grundsätze zur Erhebung und Förderung der heiligen Liturgie
Das Wesen der heiligen Liturgie und ihre Bedeutung für das Leben der Kirche
Liturgische Ausbildung und tätige Teilnahme
Die Erneuerung der heiligen Liturgie
Förderung des liturgischen Lebens in Bistum und in der Pfarrei
Förderung der pastoralliturgischen Bewegung
2. Kapitel: Das heilige Geheimnis der Eucharistie
3. Kapitel: Die übrigen Sakramente und Sakramentalien
4. Kapitel: Das Stundengebet
5. Kapitel: Das liturgische Jahr
6. Kapitel: Die Kirchenmusik
7. Kapitel: Die sakrale Kunst, liturgisches Gerät und Gewand
Zum Stundengebet im besonderen legt das Konzil fest, dass es wieder zeitgerecht gefeiert und besonders
gepflegt werden soll. Neben den Klerikern und Ordensleuten bzw. den Personen des geweihten Lebens sollen
auch die Laien es verrichten, sei es einzeln oder allein.
Schlussformel.
Abschluss der Oration in den Horen. Die "großen" Schlussformeln
wird verwendet in Laudes, Vesper und Lesehore, die "kleinen" Schlussformeln in den kleinen Horen und in
der Komplet:
große Schlussformel | kleine Schlussformel | |
Wenn die Oration an den Vater gerichtet ist: |
Darum bitten wir durch (ihn), Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. |
Darum bitten wir durch (ihn), Christus, unseren Herrn. |
Wenn zum Schluß der Sohn genannt wird: |
Der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. |
Der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. |
Wenn die Oration an den Sohn gerichtet ist: |
Der du in der Einheit des Heiligen Geistes mit Gott dem Vater lebst und herrschest in alle Ewigkeit. |
Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit. |
Segen.
Nach biblischem und christlichem Verständnis ist Gott allein die Quelle des Segens: alle guten Gaben
kommen von ihm, ja er selbst begleitet unser Leben, unsere Existenz. Insofern sind die Segensgebet und
-bitten im wesentlichen die Versicherung der Gegenwart Gottes, verbunden mit seinem Lobpreis.
Das lateinische ("benedíctio"), griechische ("eulogía") und auch hebräische ("brachá") Wort für "Segen"
bezeichnet den feierlichen Lobpreis Gottes. Durch diesen Lobpreis wird jede Gabe, jeder Mensch,
zurückgebunden auf Gott, den Urheber und die Quelle des Lebens.
Da die volle Gottesherrschaft auf Erden noch nicht vollzogen ist, ist jeder Segen, jede Segensbitte
auch die Bitte, der sehnsuchtsvolle Wunsch um die volle Durchsetzung der rettenden Herrschaft Gottes.
Jesus Christus als Mittler zwischen Gott und den Menschen wird somit zum personalen Segen Gottes, der
im Heiligen Geist stets weiterlebt (Einhauchung des Geistes am Pfingsttag).
Somit enthält jedes Segensgebet und jede Segensbitte vor allem den Lobpreis Gottes und als Konsequenz
die Bitte, dass der Mensch im Willen Gottes handeln möge und seine Herrschaft anerkennt. Daher liegt
es auch nahe, den Segen mit der Verkündung der Gotteswortes und der frohen Botschaft zu verbinden.
Der Segen ist in der Regel mit Handlungen und Gesten verbunden, am häufigsten Kreuzzeichen und Handauflegung. Damit wird die Zugehörigkeit zu Gottes
Herrschaftsbereich versinnbildlicht. Auch Salbung, Beräucherung, Besprengung mit Weihwasser sind
begleitende Zeichenhandlungen.
Aus dem zuvor Gesagten ergibt sich, dass grundsätzlich jeder Getaufte segnen kann. Je nachdem, wie sehr
eine Segnung auf die Kirche als Gottes Volk und Institution bezogen ist, ist sie dem betreffenden Amtsträger
(Bischöfe, Priester, Diakone, pastorale Mitarbeiter) vorbehalten.
Sext. (lat. "sexta" = "die sechste",
Teil des Tagzeitengebets zur sechsten Stunde (also etwa 12 bis 13 Uhr). Sie ist neben Terz und Non eine der
drei "kleinen Horen". Zum Aufbau vgl. Kleine Hore.
Stundenbuch.
Das (deutsche) liturgische Buch mit allen Texten für denn Vollzug des (römischen) Stundengebets.
Aufgrund des Umfangs ist das Stundenbuch in mehrere Bände gemäß den liturgischen Zeiten aufgeteilt:
Band 1: Advent und Weihnachtszeit (blauer Einband),
enthält auch die Allgemeine Einführung in das Stundengebet (AES) sowie die Grundordnung des Kirchenjahres
(GOK)
Band 2: Fasten- und Osterzeit (roter Einband)
Band 3: Jahreskreis (grüner Einband)
Hinzu kommen für die Lesehore noch 2 mal 8 Einzelfaszikel mit den Lesungen und Responsorien.
Zusätzlich gibt es noch die Ausgaben des "Kleinen Stundenbuchs", das nur Laudes, Vesper und Komplet enthält.
Eine detaillierte übersicht findet sich hier.
Vgl. auch Monastisches Stundenbuch.
Tagzeitenliturgie.
Alternativer und im Grunde treffenderer Begriff für das Stundengebet, weil hier der eigentlich Kern besser
zum Ausdruck kommt: die Heiligung des Tages, Gott mit in und über den Tag mitzunehmen. Und gleichzeitig Gott
den Tag in die Hände zu geben und von ihm den Tag zu empfangen. Auf dieser Seite wird der Begriff synonym
zu "Stundengebet" verwendet.
Taufvesper.
Bezeichnet eine Vesper, in der eine Tauferinnerung und/oder Tauferneuerung stattfindet.
Insbesondere finden Taufvespern am Ostersonntag oder innerhalb der Osteroktav statt. Unter dem
Psalmengesang zieht man gemeinsam zum Taufbrunnen. Weitere rituelle Elemente sind denkbar, z. B.
Erneuerung des Taufversprechens, Bezeichnung mit Weihwasser, Sprechen des Glaubensbekenntnisses,
Entzündung der Taufkerze, Anrufung des Heiligen Geistes.
Te Deum.
Nach seinen lateinischen Anfangsworten ("Dich, Gott, [loben wir]") benannter Hymnus, der dem Ambrosius
zugeschrieben wurde (daher "Ambrosianischer Lobgesang"). Neuere Forschungen vermuten in ihm ein altes
Hochgebet für die Osternachtfeier.
ähnlich wie das "Gloria" besteht er aus einem an den Vater gerichteten und einem an Christus gerichteten Teil
und formell in dreimal siebenstrophige Gruppen gegliedert.
Als Lobgesang hat das Te Deum seinen Platz in der Lesehore der Sonntage, Hochfeste und Feste außerhalb der
Fastenzeit. Schon die Regel Benedikts (RB 11) sieht ihn an Sonn- und Festtagen als Morgenhymnus zum Ende der Nachtwache vor.
Terz. (lat. "tertia" = "die dritte")
Teil des Tagzeitengebets zur dritten Stunde (also etwa 9 bis 10 Uhr). Sie ist neben Sext und Non eine der
drei "kleinen Horen". Die Terz steht im Zeichen der Herabkunft des Heiligen Geistes (vgl.
Apg 2,15).
Zum Aufbau vgl. Kleine Hore.
Vater unser.
Das Gebet, das Jesus Christus seinen Treuen anvertraut hat ("Herrengebet", "oration dominica"), ist allen
Christen gemeinsam und gleichsam DAS Grundgebet. Es ist in zwei Fassungen überliefert (Mt 6,9-13, Lk 11,2-4), während das Markusevanglium
als das älteste Evangelium es nicht überliefert. Strukturell besteht das Vater unser aus zwei Reihen von Bitten:
Bitten, die sich lobpreisend an Gott richten, und im zweiten Teil Bitten, die sich auf den Beter bzw. auf die
Nachfolger Jesu beziehen.
Matthäus überliefert sieben Bitten, Lukas lediglich fünf (diese ist vermutlich die ursprünglichere). Die
gebräuchliche Fassung aller Christen basiert auf der überlieferung des Matthäus. Er überliefert im Vergleich
zur lukanischen Fassung "Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde" und außerdem "sondern erlöse uns
von dem Bösen". Er deutet die Vergebungsbitte aus, indem er das Vergeben des Beters als Voraussetzung für die
Bitte erklärt. In Bezug auf die Brotbitte ist das gemeint, was zum Leben heute und am nächsten Tag notwendig
ist.
Schon früh fand das Vater unser Einzug in die Liturgie. Didache 8,2f als Kirchenordnung (ca. 150
bis 200 n. Chr.) bestimmt, es dreimal täglich zu beten. Gemäß altem Verständnis bezog sich dies auf das
Tagzeitengebet am Morgen, am Mittag und am Abend.
Vesper. (lat. "vespera" = "Abend")
Ihren Namen hat die Vesper direkt aus dem lateinischen Wort für "Abend", "vespera", bekommen, die das
lateinische Stundenbuch ("Liturgia Horarum") im Plural "vesperae" verwendet. Es ist die Tagzeit zur
Abendstunde.
Sonntage, Hochfeste und Feste des Herrn, die auf einen Sonntag fallen, haben eine 1. Vesper am Vorabend und eine
2. Vesper am eigentlichen Tag.
Die Vesper ist analog zu den Laudes aufgebaut und bildet zusammen mit ihr
die beiden Angelpunkte des Tagzeitengebets. Auf die Psalmodie (zwei
Psalmen, ein Canticum aus dem Neuen Testament) folgen
Kurzlesung, Responsorium,
Magnificat, Fürbitten, Vaterunser
und abschließender Oration mit Segen
(und Entlassung).
Sofern die Vesper in Gemeinschaft gefeiert wird, die Komplet jedoch nicht, wird zum Abschluß der Vesper
die Marianische Antiphon empfohlen.
Gemäß jüdischer Tradition beginnt die Feier von Sonntagen, Hochfesten und Herrenfesten, die auf einen
Sonntag fallen, bereits am Vorabend mit der 1. Vesper. Die einzige Ausnahme von dieser Regel bildet
das Hochfest Ostern, das keine 1. Vesper hat. Trifft die 1. Vesper mit der Vesper des laufenden Tages
zusammen, hat die Vesper des höherrangigen Festes Vorrang. Bei gleichem Rang vedrängt die Vesper des
laufenden Tages die 1. Vesper des folgenden Tages.
Vierwochenpsalter.
Bezeichnung für die Verteilung der Psalmen und Cantica innerhalb
eines vierwöchigen Zyklus.
Während die monastische Tradition im Kern darauf bedacht ist, alle Psalmen im Laufe einer Woche zu beten,
verfolgt das (durch das II. Vatikanische Konzil reformierte) römische Stundengebet eine Mischform aus
kathedraler und monastischer Tradition und verteilt die Psalmen auf vier Wochen.
In beiden Traditionen haben jedoch verschiedene Psalmen aufgrund ihres Inhalts einen bestimmten Platz im Psalterium
(z. B. Psalm 141 als Abendpsalm, Psalm 63 als Morgenpsalm, Gradualpsalmen als Ergänzungspsalmodie),
was im römischen Stundengebet ausgeprägter ist als in der monastischen Tagzeitenliturgie.
Im Vierwochenpsalter fehlen drei Psalmen (58, 83 und 109) sowie einzelne Verse anderer Psalmen, bei
denen der Fluchcharakter aus Sicht der Autoren zu stark im Vordergrund steht. Ziel der Verteilung in der
Liturgia Horarum war, die Horen etwa gleichlang zu gestalten,
weshalb längere Psalmen auch in mehrere Abschnitte geteilt wurden (z. B. Psalm 119).
Die Psalmen 78, 105 und 106 sind der Advents- und Weihnachtszeit bzw. Fasten- und Osterzeit vorbehalten.
Weitere Prinzipien finden sich in AES 126 ff.
Der Vierwochenpsalter beginnt am 1. Adventssonntag, 1. Fastensonntag, Ostersonntag, 1. Sonntag im Jahreskreis jeweils
mit der ersten Vesper des Sonntags wieder von vorn, ggf. unter Auslassung der übrigen Tage/Wochen, und wiederholt
sich dann in der 5. und 9. Woche usf. Eine übersicht steht hier zur Verfügung.
Vigil. (lat. "vigilia" = "Nachtwache")
Die Vigil entstammt der monastischen Liturgie und ist bereits in der
Regel Benedikts (RB 8) bezeugt. Sie ist das nächtliche Gebet, daß der Aufforderung "Wachet und betet!"
(Mk 14,38 und par)
folgt. Im römischen Brevier hat sie den Namen "Matutin" (eingedeutscht "Mette") erhalten.
In der erneuterten Tagzeiten-Liturgie der "Liturgia Horarum"
gibt es auch heute noch die Vigil: sie ist die erweiterte Lesehore
vor Sonntagen, Hochfesten und Festen.
Augustinus spricht in Bezug auf die Osternachtfeier als der Mutter aller Vigilien. Auch Weihnachten kennen wir
eine solche Vigil, die jedoch vielerorts durch die Messfeier verdrängt wurde.
In der Regel entfällt dann die Komplet (so bei der Oster- und
Weihnachtsvigil).
Weihrauch.
Im engeren Sinne ist damit ist das luftgetrocknete Gummiharz gemeint, das aus dem Weihrauchbaum
(Olibanum, Boswellia sacra) gewonnen wird und durch Auflegen auf glühende Kohle verbrannt wird.
Da es beim Verbrennen einen aromatisch duftenden Rauch entwickelt, war es bereits im Mittelmeeraum
bzw. im Alten ägypten bei herausragenden bzw. begüterten Personen als aromatisches, desinfizierendes
und entzündungshemmendes Räuchermittel in Gebrauch. So vor allem beim Totenkult, um den Verwesungsgeruch
zu überdecken.
Auch Israel kannte das Rauchopfer, wobei jedoch nicht purer Weihrauch, sondern "Ketoret" zum Einsatz kam,
was alle möglichen Räuchermittel im Rauchopfer bezeichnen kann (neben Weihrauch Kräuter, Hölzer, Balsam
u. a.).
Auch im Alten Rom war es zur Verehrung des Kaisers bekannt, weshalb es die Christen
zunächst nicht verwandten und sich verschiedene Kirchenväter gegen eine Verwendung aussprachen. Erst
nachdem durch Kaiser Konstantin (306-337) das Christentum gleichsam Staatsreligion wurde und die
Christenverfolgungen endeten, zog der Weihrauch in die christliche Liturgie ein. Den Bischöfen kam eine
besondere Rechtsstellung zu, die dazu führte, dass Bräuche von römischen Beamten übernommen wurden.
So auch der Brauch, ihnen beim Einzug Räucherwerk und Leuchter voranzutragen. Das ist die ursprünglichste
Verwendung von Weihrauch in der christlichen Liturgie. Am frühesten und längsten ist die Weihrauchtradition
in den östlichen Kirchen.
Weihrauch kommt eine reiche Symbolik zu. Im wesentlichen sind folgende Symbolstränge festzustellen:
Wohlgeruch
Das ist der profane Gebrauch des Weihrauchs, aus welchem Grunde er in Räumen, bei Begräbnissen, aber auch
in der öffentlichkeit (Kloaken) verwendet wurde.
Ehrerbietung
Da Weihrauch stets kostbar war, wurde der Weihrauch auch zum Zeichen der Ehrerbietung (hohe Beamte und Kaiser
im Alten Rom). Vor allem in der Liturgie ist dies die ursprüngliche Bedeutung des Weihrauch-"Opfers".
Reinigung
Da Weihrauch selbst nicht nur desinfizierend wirkt, sondern auf glühender Kohle verbrannt wird, hatte er
schon früh auch reinigende Bedeutung.
Opfer
In Anlehnung an die Rauchopfer Israels wurde auch Weihrauch als Opfergabe verstanden; etwas was Gott (der
Gottheit) dargebracht wurde, um Segen zu erhalten.
aufsteigendes Gebet
Augenfälligstes Zeichen des Weihrauchs ist der aufsteigende Rauch, der schon früh als aufsteigendes Gebet
verstanden wurde (vgl. Ps 141,2 und Offb 8,4).
Trennung von profan und sakral
Eine Bedeutung, die oft nicht direkt im Bewußtsein ist. Der durch die Verbrennung entstehende Rauch kann
blickdicht trennen. Im Alten Bund ist die Feuer- und Wolkensäule oft Schutz und Trennung zwischen Volk und
Gott bzw. Zeichen der Gotteserscheinung (vgl. Ex 3, Ex 13/14, Ex 33, Num 12, Ps 99,7 u. a.).
Ausgehend von diesen Strängen erhält der Weihrauch seinen Platz an verschiedenen Stellen in der Liturgie.
Aus der Einzugsprozession folgte die Beräucherung des Altars (wohl aus der Altarweihe entlehnt) als Zeichen
der Ehrung Christi und Aussonderung aus dem Profanbereich, dann zur Evangelienlesung (sowohl Ehrerbietung für
Christus gegenwärtig im Wort als auch als Zeichen zur Verbreitung der Frohen Botschaft, vgl. 2 Kor 2,12 ff.). Ebenfalls
schon früh bezeugt ist die Räucherung im Abendlob in Anlehnung an Ps 141,2, vor allem zu den Fürbitten. Die Beräucherung
der Gaben für das eucharistische Mahl folgte (wohl ebenfalls aus dem Ritus der Altar-/Kirchweihe) hat primär
aussondernden und vorbereitenden Charakter zur Wandlung. Später entwickelte sich auch der Ritus der Räucherung
zur Erhebung der gewandelten Gaben: Zeichen der Verehrung - und auch Zeichen der Gotteserscheinung. Im Hinblick
auf 1 Petr 2,9 entwickelte sich aus der Einzugs-, Evangelien- und Gabenräucherung der Brauch, den Priester und auch
die Gemeinde zu inzensieren. Es fanden sich viele unterschiedliche und lokale Weihrauchriten, bis das römische
Messbuch von Pius V. 1570 schränkte den Weihrauchgebrauch rigoros ein auf das levitierte Hochamt und die
Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messfeier; jenseits dessen war der Einsatz von Weihrauch verboten.
Die Verwendung von Weihrauch im Stundengebet ist in den Laudes zum Benedictus und in der Vesper zum
Magnificat (wohl als Parallel zur Evangelienlesung in der Messe) möglich. Dann werden der Altar,
Priester und Gemeinde inzensiert (AES 261).
Im Sinne einer sinnenfältigen Liturgie mit Augen, Ohren, Nase und lebendigem Herzen sollte vom Weihrauch,
wieder mehr Gebrauch gemacht werden. Vielfältig geschieht dies auch in freieren Tagzeitenfeiern
auch wieder bei den Fürbitten und bei Luzernaren. In den frühen
christlichen Gemeinden bestand das Abendlob vielfach aus drei Hauptteilen: Lichtritus, Abendpsalm (Ps 141) mit
Weihrauchritus und allgemeines Gebet / Fürbitten.
zeitgerechte Feier.
Aufgrund der strengen "Brevierpflicht" für Kleriker,
die das Auslassen einer Hore oder gar Nicht-Rezitation
des Breviergebets als schwere Schuld deklarierten, wurde das Breviergebet in Sinne eines zu leistenden
"Gebetspensums" oftmals komprimiert erledigt (etwa am Abend für den laufenden und den folgenden Tag
oder während einer Messe, die nicht selbst zelebriert wurde). Dabei stand also nicht der Zeitansatz
des Tagzeitengebet im Vordergrund, sondern die übernommene Gebetspflicht im Vordergrund.
Dem gegenüber legt die nachkonziliare Stundenliturgie wieder Wert auf die zeitgerechte Feier der
Tagzeiten (sog. "veritas horae", vgl. AES 11 und
AES 29).
Während die Lesehore ihrem Charakter nicht auf
eine bestimmte Zeit festgelegt ist (im Chor soll der nächtliche
Charakter beibehalten werden), haben Laudes und
Vesper ihren Sitz am Morgen (ca. 7 - 8 Uhr) und Abend
(18 - 19 Uhr), die kleinen Horen über den Tag zur
dritten ("Terz", ca. 9 - 10 Uhr), sechsten
("Sext", ca. 12 - 13 Uhr) und neunten ("Non", ca. 15 - 16 Uhr) Tagesstunde, die Komplet vor der Nachtruhe (ca. 21 - 22 Uhr) ihren Platz.